Dienstag, 15. Januar 2008

Integration hier und anderswo

In Deutschland geht offensichtlich ein überproportional hoher Anteil von Straftatan - vor allem Gewaltdelikte -, auf das Konto von jungen Männern mit Migrationshintergrund. Woran liegt das? Sind Araber oder Türken per se aggressiver und gewalttätiger als Deutsche? Natürlich nicht.
Man muss schon ein bißchen weiterdenken und überlegen, wie unsere Zuwanderungspolitik aussieht, welche Anreize sie setzt und welche Gesellschaftsschicht davon besonders angesprochen wird.
Diese Überlegungen haben mich dazu gebracht, ein vor knapp 4 Jahren gelesenes Buch von Friedbert Pflüger wieder aus dem Regal zu kramen. Dieses beschäftigt sich zwar mit islamischem Terrorismus, aber Pflügers Gedanken zur mißlungenen Integration von Zuwanderern sind auch im Zusammenhang mit der Kriminalitätsdebatte interessant.
Pflüger schreibt folgendes:
In Europa, besonders in Deutschland, wird [...] den Zuwanderern wenig abverlangt. Hier gibt umfassende soziale Unterstützung, die den meisten ein weitaus besseres Leben garantiert als in der Heimat. Eine Identifikation mit Deutschland [...] findet nur selten statt. [...] Im Alltag dominiert vielmehr [...] die emotionale Bindung an die Heimat. Es entstehen Parallelgesellschaften. [...]
Der Anreiz, den Deutschland setzt, ist also in erster Linie ein einigermaßen gutes Leben auf Staatskosten. Welche Teile der Bevölkerung eines Auswanderungslandes fühlt sich davon wohl angesprochen? Pflüger liegt wohl richtig, wenn er sagt, dass "es nicht immer die leistungsfähigsten" sind. Im Klartext: Deutschland zieht vor allem Leistungsempfänger an, die eher weniger ambitioniert sind, sich nach oben zu arbeiten. Wenn man aber nicht zwingend einen Job braucht, um hier auszukommen, ist der Eigenantrieb zur Integration oft eher wenig ausgeprägt. Man bleibt unter sich, redet ausschließlich in der Muttersprache (was ja nicht per se schlimm ist, jeder soll ja seine mitgebrachten Kulturgüter behalten können, nur muss dann eben auch Deutsch als Zweitsprache fließend beherrscht werden.) und pflegt kaum Kontakt zu den deutschen Mitbürgern. Parallelgesellschaft eben.
Eine Durchmischung von kulturellen Werten über das Errichten von Dönerbuden hinaus findet kaum statt. So haben sich selbst bei Einwanderern der 2. und 3. Generation oft Vorstellungen von Erziehung und Familienleben gehalten, die unseren Werten oft diametral gegenüberstehen.
Dies ist der Nährboden für ein Sich-Ausgegrenzt-Fühlen vieler Jugendlicher, für gesteigertes Aggressionspotenzial und letztendlich auch antideutsche Ressentiments, wie zuletzt häufiger zu beobachten war. Deutschland als "globaler Sozialmagnet" (Pflüger) hat jahrzehntelang seine jetzigen Probleme angezogen.

Vergleichen wir dieses Modell von Zuwanderungspolitik mal mit den USA. Über diese schreibt Pflüger:
[...] gelingt dort zumeist die Integration von Zuwanderern. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es in Amerika kein engmaschiges soziales Netz gibt, sich also nur die besten und fleißigsten Fremden dort behaupten können.
Hier wird ein ganz anderer Anreiz gesetzt. Sich niederlassen und auf Staatskosten leben kann man in den USA schon mal ganz vergessen. Auch die USA sind zwar ein Einwanderungsland, aber eben kein "Sozialmagnet". Wer hier zurecht kommen will, sollte so schnell wie möglich Englisch lernen, sich um einen Job kümmern und Kontakte zu den Nachbarn knüpfen, die einem bei der Eingewöhnung helfen können. Ohne Integration aus Eigenantrieb hat man schon verloren. Dies bedeutet nicht, dass man sein kulturelles Erbe komplett aufgeben soll. Zuwanderer in den USA sind durchaus stolz auf ihre Herkunft. Aber sie fühlen sich meistens auch schnell als Amerikaner, als integrierter Teil ihrer neuen Heimat.
Auf der anderen Seite gibt es für leistungsbereite Zuwanderer nicht zuletzt aufgrund der relativen wirtschaftlichen Freiheit in den USA größere Aufstiegschancen als bei uns.
Amerika zieht also vor allem die Leistungsträger an, die wir eigentlich auch in Deutschland dringend benötigen. Um Deutschland machen diese allerdings nicht zuletzt aufgrund des durch immer mehr Leistungsempfänger immer teurer werdenden Sozialstaates oft einen großen Bogen.
Das Integrationsproblem ist eben zu großen Teilen auch ein sozialstaatliches.












1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

In den USA bekommt man schlecht ein Visum, wenn man eine mittelmäßige oder schlechte Ausbildung und/oder wenig Geld besitzt. Ein Einwanderer hat es zudem schwer, weil für eine offene Position ein einheimischer vorgezogen werden soll.

Sie lassen also kaum 08/15 Menschen einwandern. Recht so.